Pushpak Ramayana Buch 2Zurück WeiterNews

Canto 44 - Sumitras Rede

Kausalya, die Beste der schönen Damen, verstummte nach ihrer traurigen Klage. Sumitra hob höchst pflichtgetreu mit rechten Worten zur Antwort an: "Liebe Königin, alle edlen Tugenden zieren deinen Sohn, den Ersten der Männer. Warum vergießt du diese bitteren Tränen der Trauer? Wenn Rama die königliche Herrschaft aufgibt und in den Wald zieht, dann zum Wohle seines hochbeseelten Vaters, damit er sein Versprechen nicht breche. Er hält sich an den Pfad der Tugend, was ihm künftig herrliche Früchte einbringen wird. Es ist der Pfad, auf dem die Gerechten wandeln. Um ihn, liebe Königin, mußt du nicht weinen. Auch nicht um Lakshmana, den Schuldlosen, denn er geht mit ihm den gleichen hohen Weg, und gewaltige Glückseligkeit wird ihn erwarten. Und Sita, mit zarter Sorge aufgezogen, weiß sehr wohl um die Mühen, die sie dort erwarten. Aber in ihrer Liebe wird sie nicht von Rama mit dem tugendhaften Herzen weichen. Dein Sohn hat nun in allen Welten sein Ruhmesbanner entfaltet: treu, bescheiden und sorgsam mit seinen Gelübden. Was ist ihm noch geblieben, nachdem er streben kann? Die Sonne wird seine mächtige Seele zeichnen, seine Weisheit, Zärtlichkeit und Selbstkontrolle. Sie wird seine Glieder und sein Gesicht vor Schmerzen bewahren und mit sanften Strahlen für ihn scheinen. Für ihn wird durch die Waldeslichtungen eine zarte, vielversprechende Brise wehen und mit seinem heißen oder kalten Gemüt Tag und Nacht spielen. Die reinen, kühlen Mondstrahlen werden den Helden im Schlaf entzücken und ihn mit der sanften Liebkosung wie von zärtlichen Eltern besänftigen. Ihm, dem Tapfersten der Tapferen, gab der Brahmane die himmlischen Waffen, als, von Rama bezwungen, der schreckliche Suvahu das Feld mit seinem Lebensblute färbte. Auf seinen eigenen, gerechten Arm vertrauend wird dein heldenhafter Sohn keinen Mangel fürchten. Wie in seines Vaters Palaste wird er auch im wilden Wald unerschrocken sein. Wann immer er seine Pfeile fliegen läßt, werden seine leidgeprüften Feinde fallen und sterben. Sollte der Prinz von fleckenloser Würde zu schwach sein, die Erde zu bewahren und zu beherrschen? Seine liebliche, reine Seele, der Zauber seiner Schönheit, des Helden Herz und sein kriegerischer Arm werden bald seine rechte Herrschaft wiederherstellen, wenn er aus dem Dschungel zurückkehrt.

Dann werden Brahmanen schnell auf des Prinzen Haupt die königlichen Tropfen ausschütten und Sita, die Erde und das Schicksal werden die Herrlichkeiten teilen, die den Thronerben erwarten. Um ihn weinte zwar das Volk in lähmender Trauer in Ayodhya, als sein Wagen von dannen zog. Doch mit ihm geht Lakshmi in dem Kleide des Einsiedlers, in Gestalt von Sita. Und niemand kann seine Herrlichkeit verhindern. Ja, nichts ist ihm zu hoch oder zu schwer. Vor ihm zu wandeln oder sein Beschützer zu sein, dies ist Lakshmanas große Freude. Mit Speer, Schaft und Schwert begleitet ihn der Beste von denen, die den Bogen spannen. Wenn die Wanderungen im Walde vorüber sind, werden deine Augen deinen Sohn wiedersehen. Verstoße dein schwaches Herz, verbanne deinen Kummer, denn oh Königin, ich sage die Wahrheit. Dein wie der Mond wiederkehrender Sohn wird sich dann zu deinen Füßen neigen, und du wirst sein Haupt sich in tiefer Verneigung beugen sehen, oh gesegnete und tadellose Dame. Ja du wirst sehen, wie er zum König gemacht wird, wenn er triumphierend wiederkehrt, und deine glücklichen Augen werden mit Freudentränen übervoll sein. Du makellose Dame solltest alle die traurigen Menschen hier beschwichtigen. Warum erlaubt dein zärtliches Herz diesem schweren Gram Zuflucht? Wie die große Wolkenbank ihre Wasser herausläßt, wenn sie den Berg erblickt, so sollen die Tränen vor Entzücken aus deinen frohen Augen rinnen, wenn du deinen Sohn heimkehren siehst, und er sich langsam und grüßend vor dir verneigt, von allen seinen Freunden umgeben."

So tröstete sie mit freundlicher Beredsamkeit und höchst hoffnungsvollen Worten Kausalyas kummergeplagtes Herz. Und dann verstummte die schöne Königin Sumitra. Kausalya hatte jedes gute Gesuch vernommen, und der Gram begann, sie frei zu lassen, wie die hellen Herbstwolken fliehen, wenn sie ihrer Wasserfülle beraubt wurden.


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