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RALPH THOMAS HOTCHKIN GRIFFITH (1826-1906)

Sanskrit-Gelehrter, geboren in Corsley, Wiltshire, am 25.5.1826 als Sohn von Robert Clavey Griffith (1792-1844). Dieser war Pfarrer in Corsley, Fifield Bavant (1815-44) und auch in Wiltshire (1825-44). Die Mutter Mary Elizabeth Adderly war die Tochter von Ralph Hotchkin aus Uppingham Hall. Griffith wurde zuerst an der Westminster-Schule und dann in Uppingham unterrichtet. Danach ging er von Uppingham mit einem Stipendium ans Qeen's College nach Oxford, welches er als Bürgerlicher am 16.5.1843 betrat, erreichte dort den Grad eines "Honorary fourth class in classics", seinen B.A. am 29.10.1846 und M.A. am 29.6.1849. In Oxford wurde er ein Schüler von Professor Horace Hayman Wilson (Orientalist, Sanskritgelehrter), gewann 1849 ein "Boden Sanskrit Stipendium", und gab das Studium des Sanskrit bis zum Ende seines Lebens nie auf. Von 1850 bis 1853 war er Assistenz-Rektor und Bibliothekar am Marlborough College. 1853 trat er der "Indischen Bildungshilfe" bei und wurde am 17.12.1853 Literaturprofessor am Benares Government College. Sein Aufstieg war rasant und am 1.6.1854 wurde er Direktor vom College.

Er förderte den Sport und zeigte tiefe Sympathie mit den indischen Studenten. Im folgenden Jahr wurde er zusätzlich zu seinen anderen Pflichten mit der Leitung des "Anglo Sanskrit Institutes" betraut, und 1856 zum Inspektor der Schulen im Bereich von Benares berufen. Während seiner ersten acht Jahre in Indien (1853-61) widmete sich Griffith nicht nur dem Studium des Sanskrits, sondern auch der Hindi-Sprache, die meist gesprochene Umgangssprache in Nord-Indien, als vertrauter Schüler von Pandit Ram Jason, dem Haupt-Sanskrit-Lehrer am College. Während der Aufstände im Land arbeitete Griffith friedlich in seinem Bungalow, inmitten der umgebenden Unordnung und dem Tumult.

Mit der Pensionierung von James Robert Ballantyne 1861 gelang Griffith der Aufstieg zum Prinzipal des Benares College (heute Sampurnanand Sanskrit University). Er bekleidete diesen Posten 17 Jahre, in dessen Verlauf er drei mal für kurze Perioden Direktor der Volksbildung war. Am 15.5.1878 verließ er das Benares College nach einem viertel Jahrhundert des Dienstes und war ab dieser Zeit bis 1885 Direktor für die Volksbildung in der Nord-West-Provinz und in Oudh (heute Avadh, früher Kosala mit der Hauptstadt Ayodhya). Sein Erfolg im öffentlichen Leben als Amtsperson und Lehrer war ungebrochen. Mit seinem Ruhestand erhielt er eine spezielle Pension, eine Ehrung vom C.I.E. und den Dank der Regierung. Die Kalkutta-Universität ernannte ihn zum Ehrenmitglied.

Unverheiratet und ohne engere Verbindung zu seiner Familie in England, sah Griffith seine Heimat nie wieder, nachdem er 1853 Indien erreichte. Mit seinem Ruhestand zog er sich nach Kotagiri zurück, einer wunderschönen Bergstation, etwa 2100m hoch gelegen im Nîlgiri Gebirge im Distrikt Madras. Er wohnte dort zusammen mit seinem Bruder Frank, einem Ingenieur vom Department für öffentliche Bauarbeiten von Bombay, welcher sich dort 1879 angesiedelt hatte. In Kotagiri beschäftigt er sich in Ruhe mit dem Studium und der Übersetzung der Veden. Er starb am 7.11.1906 im Alter von 80 Jahren und wurde dort begraben.

Als ein enthusiastischer Liebhaber von Blumen und Dichtkunst, war er sowohl sensibel und zurückgezogen, als auch gesellig in verständnisvoller Gemeinschaft. Seine Schüler und Bewunderer bewahrten nach seinem Rücktritt sein Andenken durch Stipendien und Preise am Sanskrit College. In der College-Bibliothek hängt die Fotografie eines Porträts von ihm, das von F.M. Wood gemalt wurde.

Griffith war mehr von der literarischen Seite als von der linguistischen Seite des Sanskrit angezogen. Er leistete auch einen großen Dienst für das direkte Studium der Sprache durch die Gründung des "Pandit" 1866, einem Monatsjournal in Benares, welches sich der Sanskrit-Literatur widmet. Dieses gab er acht Jahre lang heraus. Dazu erschienen schon mehr als vierzig Jahrbücher.

Der Übersetzung von Sanskrit-Dichtungen widmete sich Griffiths für mehr als ein halbes Jahrhundert. Er begann im Marlborough College mit den Buch "Specimens of Old Indian Poetry" (1852), mit einer Auswahl geschmackvoller Übersetzungen in verschieden gereimten Metren aus den beiden großen Epen Mahâbhârata und Râmâyana und aus dem Werk des größten indischen Poeten Kâlidâsa. Ein Ausschnitt aus dem Drama "Sakuntalâ" ist im Blankvers-Stil (reimloser fünfhebiger Jambus) geschrieben. In Marlborough fertigte er ebenfalls eine Übersetzung in Heroic Couplets (einem reimenden jambischen Pentameter) von Kâlidâsas Epos "Kumâra-Sambhava" an, unter dem Titel "The Birth of the War-god" (1853, zweite Ausgabe 1879). Dem folgten "Idylls from the Sanskrit" (1866), mit einer ähnlichen Auswahl wie in seinem ersten Buch, und "Scenes from the Râmâyan" (1868). Seine Übersetzung vom gesamten Epos "Râmâyan of Vâlmîki" in vorwiegend gereimte achtsilbige Couplets, wurde in fünf Bänden vollendet (1870-75). Im Zuge des Studiums der persischen Sprache veröffentlichte er 1882 eine Version von "Yuzuf und Zuleika", was wohl seine einzigste Exkursion zu einer Übersetzung außerhalb von Sanskrit war. Nach seinem Rückzug in die Nîlgiri Berge wechselt Griffith vom klassischen Sanskrit zu den heiligen Schriften der Hindus, den Veden. Den "Rigveda" oder Veda der Hymnen, welcher die höhere Religion der alten Indo-Arier erklärt, erschien in einer Versübersetzung unter dem Titel "Hymns of the Rigveda, with a Popular Commentary" in vier Bänden (Benares, 1889-92, zweite Auflage, 2 Bände 1896-97). Dem folgten die "Hymns of the Sâmaveda" (Benares 1893); die "Hymns of Atharvaveda" (2 Bände, Benares 1895-96); sowie "The Texts of the White Yajurveda" (Benares 1899). In diesen Übersetzungen gab Griffith das Reimen auf und übertrug jeden Vers in eine silbenbildende Harmonisierung mit dem Original, allgemein unterteilt in entsprechende Halbverse. Griffith's Meisterschaft dieser poetischen Sprache erlaubte ihm Form und Geist der altertümlichen Hymnen wiederzugeben, besser als in Prosa oder in gereimten Versen. Seine Methode der Interpretation ist vielschichtig. Sie folgt teilweise den mittelalterlichen Kommentatoren, teilweise den Forschungen der westlichen Gelehrten, ergänzt durch seine eigenen Untersuchungen.

Seine Übersetzungen sollten nicht als verbindlich verstanden werden, aber sie sind die einzigen, welche den Geist der alten Hymnen dem englischen Leser in einer gefälligen Form präsentieren. Deswegen war Griffith nicht nur der umfassendste, sondern auch der beste Übersetzer der altertümlichen indischen Dichtkunst, den Großbritannien je hervorbrachte.

(Quelle: "Dictionary of National Biography", aus dem Englischen übertragen)

Bücherliste und Internet-Links

SPECIMENS OF OLD INDIAN POETRY, London, Arthur Hall, Virtue & Co., 1852

THE BIRTH OF THE WAR-GOD, A Poem by Kálidása, London, Wm.H. Allen & Co, 1853

Idylls from Sanskrit, London, Smith Elder and Co., 1866

SCENES FROM THE RAMAYAN ETC., Second edition, London, Trübner & Co., Benares, Printed by E.J.Lazerus & Co., 1870

The Rámáyan of Válmíki, Translated Into English Verse, 5 volumes, London: Trübner & Co., Benares: E.J. Lazerus & Co., 1870-1874

THE BIRTH OF THE WAR-GOD, A Poem by Kálidása, London, Trübner & Co., Ludgate Hill, 1879

YÚSUF AND ZULAIKHA, A Poem by Jami, London, Trübner & Co., Ludgate Hill, 1882

RÁMÁYAN OF VÁLMÍKI one volume, Benares, E.J. Lazerus & Co., 1895

THE HYMNS OF THE ATHARVAVEDA, E. J. Lazarus & Co., 1896

THE HYMNS OF THE RIG VEDA, 1896

THE ATHARVA-VEDA, The Cristian Literature Society for India, London and Madras, 1897

THE TEXTS OF THE WHITE YAJURVEDA, Benares, E.J. Lazerus & Co., 1899

THE HYMNS OF THE SÁMAVEDA, Benares, E.J. Lazerus & Co., 1907


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